Samstag, 9. Juni 2018

Datenschutz in Fahrzeugen: Nicht nur an neue Firmenwagen denken

Vernetzte Fahrzeuge sind weder Zukunftsmusik, noch sind die Datenrisiken auf kostspielige Neuwagen beschränkt. Jedes Fahrzeug, privat oder geschäftlich, kann zu einem Connected Car werden. Machen Sie sich mit den Folgen vertraut!


Digitalisierung der Fahrzeugbranche


Wer eine Automobilmesse besucht, trifft dort häufig auf Facebook und Google, und wer die Hallen einer IT-Messe betritt, sieht eine große Zahl an Fahrzeugen an den Messeständen. Vernetzte Fahrzeuge, auch Connected Cars genannt, gehören zu den Top-Trends. Doch nicht nur die Industriebranchen haben großes Interesse, auch die Nutzer sind aufgeschlossen, wie Umfragen zeigen.

Datenschutz in Fahrzeugen: Nicht nur an neue Firmenwagen denken
Datenschutz in Fahrzeugen: Nicht nur an neue Firmenwagen denken


Ob optimale Routenplanung und Navigation oder der Einsatz von autonomen Fahrzeugen auf der Straße: Die Mehrheit der Bundesbürger wünscht sich laut Digitalverband Bitkom den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI), um den Verkehrsfluss zu optimieren und Unfälle zu vermeiden. So halten es 58 Prozent für sinnvoll, mithilfe von KI selbstfahrende Fahrzeuge auf die Straße zu bringen.
Rund 9 von 10 Unternehmen der Automobilbranche (86 Prozent) fordern eine gesetzliche Verpflichtung, anonymisierte Fahrzeugdaten bereitzustellen.



Dabei sagt jedes vierte Unternehmen (25 Prozent), es sollten alle Daten zur Verfügung gestellt werden müssen, 61 Prozent plädieren für ausgewählte Daten.

Fahrzeugdaten sind Thema für den Datenschutz


In vernetzten Autos entsteht eine Vielzahl von Daten, etwa zur Motorleistung, zum Fahrverhalten oder auch zur Position des Fahrzeugs. Der großen Mehrheit der Bürger ist es wichtig zu wissen, welche Daten erzeugt werden (83 Prozent) und wer sie nutzt (93 Prozent), so der Bitkom-Verband. Dabei fordern die meisten, dass der Eigentümer des Fahrzeugs (69 Prozent) bzw. der Fahrer (57 Prozent) entscheiden soll, wer die Daten nutzen darf. 28 Prozent wollen diese Entscheidung dem Gesetzgeber überlassen, nur zwei Prozent dem Automobilhersteller.

Die Aufsichtsbehörden für den Datenschutz haben bereits mehrfach auf die Datenrisiken durch die Fahrzeugvernetzung hingewiesen: In modernen Fahrzeugen sammeln bereits heute unzählige Sensoren Daten zum Fahrverhalten und den zurückgelegten Wegen, so die Aufsichtsbehörden. Daraus lassen sich detaillierte Persönlichkeitsprofile erstellen. Fahrerinnen und Fahrer müssen daher jederzeit die volle Hoheit über die Verwendung personalisierbarer Fahrzeugdaten haben.

Grundsätzlich sollten sie über jede Datenverwendung im Sinne einer vollständigen Transparenz unterrichtet werden. Damit dies möglich ist, sind datenschutzgerechte Technologien und Vorein-stellungen notwendig.

Achtung: Nicht nur moderne Fahrzeuge betroffen


Das Thema „Vernetzte Fahrzeuge“ ist inzwischen nicht mehr auf moderne Firmenwa-gen beschränkt, auch wenn auf den Messen immer die neusten Modelle an den Ständen stehen.

Vorhandene Entertainment-Systeme im Auto, Freisprechanlagen und Navigationssysteme lassen sich leicht um neue Funktionen ergänzen, durch Upgrades, durch die Verknüpfung via Bluetooth oder USB-Stecker mit dem Smartphone des Fahrers oder der Fahrerin, aber auch durch neue Lösungen, die einfach in den Zigarettenanzünder im Altfahrzeug gesteckt werden und dann einen digitalen Assistenten wie Siri, Alexa oder Google Assistant an Bord holen.

Wenn Sie also in einen älteren Firmenwagen einsteigen, kann auch dies ein vernetztes Fahrzeug sein. Die Digitalisierung macht vor älteren Fahrzeugen nicht zwingend halt. Fragen Sie deshalb, was das Fahrzeug alles kann, das Sie nutzen wollen, und seien Sie kritisch bei neuen Geräten, die Sie in dem Fahrzeug, das Sie nutzen, anbringen wollen!

Denken Sie bei Fahrzeugen auch an den Datenverkehr? Testen Sie sich!


Frage: Vernetzte Fahrzeuge sind moderne Automobile, die bereits ab Werk Internetanschluss und Bordcomputer haben. Stimmt das?
  1. Nein, jedes Fahrzeug lässt sich vernetzen, auch nachträglich.
  2. Ja, denn alte Fahrzeuge haben keine Verbindung zum Internet.
Lösung: Die Antwort 1. ist richtig. Selbst ein Oldtimer kann zum Connected Car gemacht werden. Dafür reicht schon ein kleines Gerät, das an den Zigarettenanzünder angesteckt wird und die Sprachsteuerung des Autoradios ermöglichen soll.

Frage: Fahrzeugdaten sind unkritisch, denn die Personen, die fahren, werden dort ja nicht genannt. Stimmt das?

  1. Ja, vernetzte Fahrzeuge liefern nur Daten zur Motorleistung und zum aktuellen Verbrauch des Automobils.
  2. Nein, je nach Anwendung können auch zum Beispiel Standortdaten gesammelt werden, die Bewegungsprofile ermöglichen. Über ein gekoppeltes Smartphone oder durch Registrierung für eine Auto-App entsteht dann ein Bezug zu den Personendaten.
Lösung: Hier ist die Antwort 2. richtig. Die Aufsichtsbehörden für den Datenschutz warnen davor, dass aus den Daten der Fahrzeugvernetzung Rückschlüsse auf die Personen gezogen werden können. Aus Fahrzeugprofilen lassen sich oftmals Nutzerprofile generieren. Dazu kann bereits die Installation einer App unter einem bestimmten Nutzerkonto reichen. Auch bei Fahrzeug-Apps kommt es auf die Prüfung der Datenschutzerklärung an!

Lesen Sie hierzu auch unseren Blogartikel "Optimierung des Fahrverhaltens – oder Kündigung!" vom 18.09.2017.